· 

Esspressokocher vs. Destille

Zugegeben, es wäre zu cool, wenn man auf diese einfache Art und Weise ein Hydrolat herstellen könnte. Pflanzenmaterial wie z.B. Lavendel augustifolia, oder Rosenblüten sind in vielen Gärten anzutreffen und es frohlockt geradezu himmelhochjauchzend hier aktiv zu werden. Etwas Wasser in eine Esspressokocher, aufkochen und schon hat man ein schönes Hydrolat gezaubert. Auf Youtube, Pinterest und Co. kursieren wieder Videos und Tipps dazu, die mich dazu veranlasst haben, etwas Klarheit in diese Thematik zu bringen und zu erklären, warum man mit dem Esspressokocher kein Hydrolat herstellen kann.

Mit einem Esspressokocher kann mann wunderbaren Mocca/Esspresso herstellen, keine Frage!

 

Er besteht aus drei Teilen:

  • zu unterst ist der Kessel, in den man Wasser füllt
  • in der Mitte der Trichtereinsatz (Filter), in den man Kaffepulver füllt
  • oben der Auffangbehälter

Erhitzt man nun das Wasser auf dem Herd bis zum Siedepunkt, entsteht Dampf, dieser erzeugt Druck im Kessel (bis ca. 1.5 bar). Durch den Druck steigt das heisse Wasser durch das Filterrohr in den Trichtereinsatz zum Kaffepulver. Das Wasser durchströmt nun das Kaffepulver und steigt weiter durch das Steigrohr bis in den Auffangbehälter. Der Espresso/Mocca ist dann nichts anderes als ein Aufguss. Würde man das anstatt mit Kaffepulver mit Rosenblätter machen, hätte man am Schluss einen Rosentee.

 

Möchte man ein Hydrolat herstellen, braucht man dazu in irgend einer Form eine Destille. Ich benutze dafür die Alquitara Profi 3 Liter (Wasserdampfmethode). Über die Destillation mit dem Dampfkochtopf kann ich nicht berichten, weil ich keine Erfahrung damit habe.

Aufbau Destille

  • zu unterst ist der Kessel, den ich mit Aqua dest. befülle
  • in der Mitte befindet sich der  Pflanz-korb mit einem Sieb, dieses verhin-dert, dass Pflanzenmaterial ins Wasser gelangen - ich lege zusätzlich eine Bio-Gaze ein, damit auch ganz feine Partikel nicht ins Wasser fallen
  • auf den Pflanzkorb kommt der Dampfkolben
  • und zum Abschluss dann der Kühl-kessel, in den ich via Wasserschlauch eisgekühltes Wasser laufen
  • ein Ablaufrohr verhindert ein Überlaufen

Der Destilliervorgang funktioniert so: Das Wasser wird bis zum Siedepunkt erhitzt und es entsteht Wasserdampf. Dieser steigt nach oben und zieht durch das Pflanzenmaterial, reist damit die flüchtigen Stoffe mit nach oben bis innerhalb der Kühlkuppel. Dies sind hauptsächlich Ketone, Alkohole, Oxide, Hydrocarbonate, Aldehyde, Acetate; also Substanzen aus ätherischen Ölen und andere, wasserlösliche, flüchtige Substanzen, die leichter sind als Wasser. Der heisse Wasserdampf trifft an der Kuppel auf die gekühlte Metallfläche, kondensiert und läuft über eine innere Rinne und durch das Dampfrohr ab in ein Auffangglas.

 

Angaben Menge Wasser, Pflanzenanteil und Hydrolat

Ich halte mich mit der Menge Pflanzanteil an die 1:1 oder höchstens 1:2 Angaben von Olianatura. Für 100 ml Hydrolat benötige ich demnach 100gr. Pflanzenanteil. In den Wasserkessel fülle ich immer 5 mal mehr Wasser/Aqua dest., damit vermeide ich eine Überhitzung.

 

Hygiene

alle thermostabilen Utensilien werden im Dampfkochtopf (ich mache das im CrockPot) sterlisiert. Thermoinstabile Utensilien, wie z.B. Pipette und ggf. Schraubverschlüsse der Braunflaschen werden mit Desinfektionsmittel aus dem Dentalbereich desinfiziert. Aufbewart werden Hydrolate für meinen Privatgebrauch dunkel, kühl und im Glasbehälter, beschriftet mit dem Pflanzenname (Deutsch und Latein) und dem Datum der Herstellung. Ich konserviere meine Hydrolate nicht. Loorbeerhydrolat mit geringem ätherischen Öl Anteil z.B. brauche ich aber zügig auf - Lavendel hält sich länger.

Fazit

Die zwei verschiedenen Methoden unterscheiden sich eindeutig in der Herstellung und schlussendlich auch im Endprodukt.

 

Mit dem Esspressokocher wird heisses Wasser über/durch Pflanzenmaterial gezogen und es entsteht nichts anderes als ein Aufguss bzw. eine teeartige, wässrige Lösung. Über die Therminologie Tee, Aufguss, Brühe oder Infusion kann man sich streiten. Messungen der Inhaltsstoffe unterliegen Schwankungen, weil kein Tee dem anderen gleicht - je nach Temperatur, Pflanzenmatereial und Wasserbeschaffenheit unterscheiden sich auch die Inhaltsstoffe. Im Tee enthaltene Inhaltsstoffe sind u.a. Flavonoide (darunter Catechine, Theaflavine, Thearubigene, Flavonole, Anthocyane), Polyphenole (wie zum Beispiel Gerbstoffe), Koffein, Aminosäuren, Theanin, Peptide, Proteine, Mineralstoffe wie Kalium sowie das Spurenelement Mangan. Ebenfalls findet man die Vitamine A, B1, B2 und B6. Pigmentstoffe (Chlorophyll), Kohlenhydrate, Mineralien (z.B. Kalzium, Magnesium, Eisen, Fluor) und kleinste Pflanzenpartikel machen Tee für Kosmetika unbrauchbar bzw. unkonservierbar und sind somit nur für den sofortigen Gebrauch gedacht.

 

Ein Hydrolat wird über Wasserdampf bzw. Kondensat hergestellt. Dabei wird das Wasser destilliert und auch weitgehend von Salzen (An- und Kationen), organischen Stoffen und Mikroorganismen befreit. Ein Hydrolat enthält die wasserlöslichen- und leicht flüchtige Pflanzeninhaltsstoffe und auch je nach dem mehr oder weniger suspergierte ätherische Öle, die mit fettlöslichen, leicht flüchtigen Inhaltsstoffen versetzt sind. Hydrolate sind also einfach ausgedrückt "reiner" und ohne Micropartikel und können gute in Kosmetika verwendet werden. Wie bereits erwähnt, konserviere ich meine Hydrolate nicht. Ein sorgsamer Umgang im Hygieneprozess wie die Dampfsterilisation der Gebinde, Desinfektion der thermoinstabilen Utensilien u.s.w. und den zügigen Verbrauch (nur für mich privat) erlauben dies meiner Meinung nach. Anders sind Kaufprodukte einzuschätzen, die werden in Grossmengen eingekauft und umgefüllt - hier ist eine Konservierung sicher  sinnvoll.


Wer sich in dieses Thema vertiefen will, empfehle ich folgende Literatur:

Eliane Zimmermann - Hydrolate Pflanzenwässer

Sussanne Fischer-Rizzi - Das grosse Buch der Pflanzenwässer

Ingrid Kleindienst-John - Hydrolate-sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser

Heike Käser/ Olianatura - Hydrolate destillieren

Heike Käser/ Olianatura - Hydrolate

 

Facebookgruppen

 

Kosmetik selber machen - weltbeste Kosmetik Gruppe ever :)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0